ich höre in letzter Zeit so eine mahnende Stimme. Besonders, wenn ich im Garten am Schuppen vorbei gehe, wird sie lauter: " Der Sommer ist bald vorbei, Du wolltest doch noch meinen Anstrich erneuern!" Mir kommt so einiges wieder in den Sinn, was ich diesen Sommer noch alles wollte (genießen und alle fünfe gerade sein lassen, gehörten allerdings auch dazu ;-).
Aber wo wir gerade beim Holzschutz sind, was nimmt man da eigentlich am besten? Unseren Schuppen haben wir damals mit einer pigmentierten Naturölfarbe gestrichen, biozid- und konservierungsmittelfrei. Letzteres ist ein klares Indiz dafür, dass Lösemittel enthalten sein müssen, denn auf wässriger Basis wären Biozide nötig, damit die Farbe im Baumarktregal nicht schlecht wird (Schimmel- und Bakterienbefall). Wann immer man lösemittelhaltige Farben verarbeitet, muss für gute Belüftung gesorgt werden, im Außenbereich ist das leicht zu realisieren. Aber sowohl Lösemittel als auch Biozide und Konservierungsstoffe können mit gesundheitliche Risiken verbunden sein. Welchen Kompromiss man eingeht, muss derzeit noch jeder für sich selbst entscheiden.
Gesundheitliche Risiken durch Holzschutzmittel
Bis Ende der 80er Jahre sind recht hemmungslos allerlei chemische Holzschutzmittel eingesetzt worden, bei denen es sich meist um hochgiftige Langzeitgifte (Fungizide, Insektizide) handelte. Noch heute tragen viele Menschen die gesundheitlichen Konsequenzen davon, es gibt unverkäufliche Häuser und man steht teilweise vor enormen Entsorgungsproblemen und -kosten. Viele der damals verwendeten Stoffe wie Phenol- und Chlorverbindungen sind heute verboten, finden sich aber noch in alten Bauteilen und wirken nach wie vor auch gesundheitsschädlich auf den Menschen.
Seit 2016 unterliegen jetzt alle Holzschutzmittel als Biozidprodukte einer gesetzlichen Melde- und Zulassungspflicht.
Wohnraumbelastungen durch Holzschutzmittel
Feststellen, ob eine Belastung der Wohnräume durch Holzschutzmittel besteht, kann man über eine baubiologische Untersuchung. Mittels Pumpe wird eine definierte Menge Raumluft durch einen präparierten PU-Schaum gezogen, das Labor ermittelt dann die schwerflüchtigen Stoffe inklusive quantitativer Analyse, so dass ein Abgleich mit Vorsorge- oder Richtwerten möglich ist. Die vorliegende Belastung in der Raumluft kann Aufschlüsse zu dem bestehenden gesundheitlichen Risiko geben. Ergänzend können noch Hausstaub- und Materialanalysen hilfreich sein, denn Holzschutzmittel gehören zu den schwerflüchtigen Stoffen. Die Sanierungsmaßnahmen hängen dann vom Ausmaß und den kontaminierten Materialien ab. (Ich rate von dem Gedanken, imprägnierte alte Holzteile im Ofen, Kamin oder Lagerfeuer zu verbrennen, dringend ab, dabei entstehen giftige Gase wie bspw. Dioxine.)
Vorbeugende Maßnahmen in Sachen Holzschutz
Vorbeugende Maßnahmen in Sachen Holzschutz, ohne gleich zur chemischen Keule zu greifen zu müssen, gibt es aber auch. Es fängt schon an mit der richtigen Holzauswahl für den Anwendungszweck, dem richtigen Zeitpunkt des Fällens (bevorzugt im Winter), einer schonenden und rissarmen Holztrocknung und der Verwendung giftfreier vorbeugender Holzschutzmittel. Zu letzteren gehören Mittel nach dem Wirkprinzip der Verkieselung (wie bspw. Wood Bliss vom Masid) oder Anstriche aus Extrakten der Waidpflanze (z.B. von Hirschmugl, Isatis Tinctoria 2107).
Thermoholz ist ebenfalls eine Alternative mit deutlich verbesserter Resistenz gegen Insekten, Pilze und Fäulnis.
Wie so oft, sind all diese Optionen im Baumarkt nicht die preiswertesten. Wenn man allerdings berücksichtigt, welche Folgekosten (Entsorgung, Sanierung, Gesundheitssystem,...) der Gemeinschaft durch die Verwendung billiger unökologischer Lösungen entstehen, so haben diese durchaus ihre Berechtigung.
Nachdem wir nun die Schattenseiten der Holzschutzmittel etwas beleuchtet haben, ist es gut, sich jetzt wieder den Sonnenseiten zuzuwenden. Auf meiner naturbelassenen Holzterrasse werde ich noch etwas die schöne Abendsonne genießen und gleich nächste Woche die Farbe für meinen Schuppen besorgen.
Commentaires