Dieses Thema wird von Vermietern und Mietern hitzig diskutiert. Nicht selten gehen Vermieter pauschal von einem unzureichenden Lüftungsverhalten aus und die Mieter vermuten die Ursache am Gebäude. Um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen, ist eine Ortsbegehung unerlässlich. Dabei sollten zum einen wichtige bauphysikalische Parameter wie Raumtemperatur, Raumluftfeuchte, Materialfeuchte und Oberflächentemperatur gemessen, zum anderen baukonstruktive Randbedingungen und Angaben über den betroffenen Raum und dessen Nutzung sowie mögliche bauwerksunabhängige Quellen für Schimmel (z. B. Biomüll, Käfigtierhaltung,...) abgeklärt werden. Anhand dieser Ergebnisse kann eine Baubiologin oder ein Baubiologe oft schon einschätzen, wo ein Ursachenschwerpunkt zu vermuten ist. Unterstützend kommen dabei i.d.R. auch bauforensische Untersuchungsmethoden und Thermografie zum Einsatz. Wenn bspw. über die Hauswand von oben nach unten eine zunehmende Materialfeuchte zu messen ist, liegt der Verdacht nahe, dass über den Sockelbereich oder einen verstopften Ablauf eines Regenfallrohres möglicherweise Wasser in das Mauerwerk eindringt und es aufgrund der erhöhten Feuchtigkeit in der Wand zu Schimmelbildung kommt. Auch Risse im Mauerwerk und Wärmebrücken können kritische Bereiche für Schimmelbildung sein. Nicht immer finden sich jedoch so eindeutige Hinweise am Gebäude. Für einen Einfluss des Lüftungsverhaltens spricht bspw., wenn die gemessene Raumluftfeuchte vor Ort auffällig hoch ist und viele Bewohner auf wenig Raum leben. Manchmal kommen auch noch Feuchtequellen wie zahlreiche Zimmerpflanzen, zu trocknende Wäsche oder Aquarien hinzu. Um im konkreten Fall zielführende Optimierungen für das Lüftungsverhalten zu entwickeln, kann es hilfreich sein, in Abstimmung mit den betroffenen Parteien Raumlufttemperatur und Raumluftfeuchte über ein paar Wochen in der Wohnung (und parallel im Außenbereich) mit Datenloggern aufzuzeichnen und auszuwerten. Ich habe durchaus schon erlebt, dass auch "lüftungsgeschulte" Eigenheimbewohner beim Sichten der Grafiken Aha-Erlebnisse hatten und das Lüften danach noch weiter optimieren konnten. Nicht selten ist es auch ein Zusammenspiel von Lüftungsverhalten und baulichen Gegebenheiten, das in Summe dann zum Schimmelbefall führt. Wenn Sie diesbezüglich Klarheit brauchen, melden Sie sich gern.
Foto unsplash, Vinicius "amnx" Amano
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